Der Domturm

Am 26. Juni 1321, einem sonnigen und feierlichen Tag, wird der Grundstein des Domturms gelegt. Ganz Utrecht versammelt sich, um Zeuge dieses besonderen Moments zu sein.

Der Bau des Domturms wird nach 60 (!) Jahren Bauzeit abgeschlossen: Das Wahrzeichen der Stadt – und Machtsymbol der Kirche – ist endlich fertig. Der Turm ist der höchste des Landes!

Geert van Wou gießt 13 Turmglocken für den Domturm. Alle Glocken haben einen eigenen Namen und einen individuellen Klang.

Zusammen bringen sie ein Gewicht von gut 30.000 kg auf die Waage. Besucher von heute können die Turmglocken während der Treppenführung bewundern. Wussten Sie, dass die Glocken immer noch von Hand geläutet werden? Diese Aufgabe obliegt seit 1979 der Utrechter Glöcknergilde UKG.

Zwischen 1519 und 1525 wird der Domturm erstmals restauriert. In diesen Jahren wird die Rückseite neu gestrichen. Dazu schafft das Domkapitel zwischen 1519 und 1524 ganze 4629 Pfund Bleiweiß an, das mit Leinöl angerührt wird.

Das Jahr der Bilderstürmer: Katholische Bilder, Figuren und Heiligtümer werden zerstört. Ab jetzt ist der Dom eine protestantische Kirche.

Die Gebrüder Hemony liefern 35 Glocken für das neue Carillon im Domturm. Das Gesamtgewicht beträgt 13.545 kg!

Ein gewaltiger Sturm fegt am 1. August 1674 über die Stadt hinweg. Es ist ein warmer Sommerabend. Das Kirchenschiff des Doms stürzt ein. Die Kirche und der Turm sind von nun an für immer getrennt.

Nach der Trennung des Turms von der Kirche durch den Sturm treffen sich hier heimlich „Sodomiten“, homosexuelle Männer.

Um 1830 wurde diesen Treffen ein jähes Ende bereitet, als der Turmwärter zwei Männer ertappte und so ein Netzwerk von „Sodomiten“ aufdeckte. Die homosexuellen Männer wurden, wie viele andere auch, zum Tod verurteilt. Dies markierte den Beginn der größten Verfolgung von Homosexuellen in den Niederlanden.

Erst 200 (!) Jahre nach dem großen Sturm von 1674 werden die Überreste des eingestürzten Kirchenschiffs geräumt. Hier entsteht der heutige Domplatz.

Der Domturm befindet sich in einem schlechten Zustand. Kurze Zeit zieht man sogar einen Abriss in Erwägung, doch zum Glück wurde aus dem Vorhaben nichts! 1836 wird der einsturzgefährdete Dom endlich saniert. Die Arbeiten dauern fünf Jahre.

Zwischen 1901 und 1930 wird der Turm nochmals restauriert. Die Turmspitze wird neu überdacht, sodass der Turm nun 112,32 m hoch ist. Außerdem wird eine Eingangshalle mit einem beeindruckenden Treppenhaus gebaut.

Am 7. Mai 1945 wird Utrecht offiziell befreit. Die Befreiung wird mit dem Hissen der niederländischen Flagge im Domturm und dem Läuten der Turmglocken angekündigt.

Das symbolträchtige Glockenläuten dauert eine halbe Stunde. Zum ersten Mal seit der niederländischen Kapitulation im Jahr 1940 läuten die Turmglocken von Utrecht wieder. Für viele Utrechter ist das ein bewegender Moment, der gleichzeitig den Beginn der Freiheitsfeiern markiert.

Einige Monate lang steht ein Nachbau der Rakete Saturn V neben dem Domturm.

Der Nachbau gründet auf eine Initiative des Fernsehastronomen Chriet Titulaer, der damit für die Raumfahrtexpedition Space ’86 wirbt. Da die Rakete und der Domturm praktisch gleich hoch waren, konnte sich das Publikum einen guten Eindruck des Umfangs der Rakete verschaffen.

Im japanischen Themapark „Huis ten Bosch“ nahe der Stadt Sasebo steht eine 105 m hohe Replik des Utrechter Domturms aus echten niederländischen Backsteinen!

Am 5. Juli 2015 führt die Tour de France unter dem Domturm hindurch. In diesem Jahr startete die Tour de France in Utrecht und wurden die Radrennfahrer von begeisterten Fans am Domplatz bejubelt.

Nach einigen kleineren Restaurierungs- und Wartungsarbeiten steht wieder eine größere Restaurierung an der Außenseite des Domturms an.